Neulich, im Silbermann-Museum

Im Rahmen der Silbermann-Tage konnte ich mehrere Konzerte hören, unter anderem gestern Mittag an der großen Silbermannorgel im Freiberger Dom «Le Goût Français à Freiberg» mit Pieter van Dijk sowie heute Mittag an der Silbermannorgel in der Schlosskapelle Augustusburg »Beziehungsweisen« mit Afonso Torres. Bei beiden Instrumenten hat man das Gefühl, dass sie perfekt an den Raum angepasst sind. Pieter van Dijk hat unter anderem eine französische Orgelmesse von Guilain ausgewählt, die sich auf dem Instrument erstaunlich authentisch wiedergeben ließ. Beeindruckt haben mich außerdem die Interpretationen von Afonso Torres, der unter anderem »Mein junges Leben hat ein End« von Jan Pieterszoon Sweelinck auflegte (ich kann die Aufnahme von Matthias Havinga sehr empfehlen).

Im Silbermann-Museum Frauenstein findet sich eine Kopie eines einmanualigen Instrumentes von Gottfried Silbermann. Nach mehreren Eigentümerwechseln steht das weitestgehend in den Originalzustand zurückversetzte Instrument heute im Bremer Dom. Das Instrument im Museum kann man spielen, sofern man bereit ist, dafür 20 € auszugeben. Das ist viel Geld (und ich hatte leider nur eine gute halbe Stunde Zeit), relativiert sich aber, wenn man bedenkt, was ein solches Instrument kostet.

Das Instrument hat 8 Register und einen Tremulanten (der 10. Zug ist ein Blindknopf) auf einem Manual ohne Pedal (sic!). Dafür finden sich zwei Quinten (Quinta 1 1/2 und Nasat) sowie eine Terz (“Sesquialtera”). Man hat also einen reichhaltigen Obertonaufbau zur Verfügung. Nachteilig ist, dass der Organist beim Spielen sehr viel Direktschall abbekommt. Andererseits ist das Instrument durch die kurze Traktur sehr leichtgängig und lässt sich fast schon spielen wie ein Cembalo. Erneut hat sich ausgezahlt, dass ich neuerdings viele Werke erarbeitet habe, die ohne Pedal auskommen, wie beispielsweise die von William Byrd.

Dass ich in Frauenstein vorbeigekommen bin, war einem Zufall geschuldet, um den ich im Nachhinein sehr dankbar bin. Ich habe mir vorgenommen, wiederzukommen. Dann aber besser vorbereitet und mit ausreichend Zeit.